Donnerstag, 27. September 2012

Chiasmus und Analogie bei Paulus

Und die Geduld unsres Herrn achtet für euer Heil, wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen Briefen, wo er davon spricht, in welchen etliches schwer zu verstehen ist, was die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.
(2.Petrus 3:15+16)

Petrus schreibt, Paulus ist schwer zu verstehen, seine Aussagen werden gerne verdreht. Und genau das passiert heute sehr sehr oft. Da wird ein antithetischer Vers als Grundlage genommen, auf die man dann ein Konstrukt aufbaut. Ist aber die Grundlage falsch, so ist auch das Konstrukt falsch.

Paulus war vor seiner Bekehrung ein Pharisäer. Er war auch nach seiner Bekehrung ein Gelehrter, ein Dialektiker, ein Rhetoriker, ein Schriftgelehrter. Seine Briefe waren oft in rhetorischer Form geschrieben, die man antithetischer Parallelismus oder Chiasmus nennt, wo eine Antithese hervorgehoben wird. Dabei greift Paulus eine Antithese auf, um diese mit der These zu widerlegen. Das soll heissen: die Antithese ist falsch und die These ist richtig.

Ein eindrückliches Beispiel des Chiasmus ist die Lehre über das Gesetz Christi:
Wir wissen aber, dass das Gesetz alles, was es spricht, denen sagt, die unter dem Gesetze sind, auf dass jeder Mund verstopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Nun aber ist ausserhalb vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes geoffenbart worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes, veranlasst durch den Glauben an Jesus Christus, für alle, die da glauben. Denn es ist kein Unterschied: Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes, so dass sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst, durch seine Gnade, mittels der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer verordnet, durch sein Blut, für alle, die glauben, zum Erweis seiner Gerechtigkeit, wegen der Nachsicht mit den Sünden, die zuvor geschehen waren unter göttlicher Geduld, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen? Durch welches Gesetz? Das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens! So kommen wir zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde, ohne Gesetzeswerke. Oder ist Gott nur der Juden Gott, nicht auch der Heiden? Ja freilich, auch der Heiden! Denn es ist ja ein und derselbe Gott, welcher die Beschnittenen aus Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben rechtfertigt. Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr richten wir das Gesetz auf. (Römer 3:19-31)
Das Gesetz der Sünde (Tora) wird von Paulus kritisiert, Gott-Vater sandte durch Gnade seinen Sohn, um uns das wahre, gerechte Gesetz der Liebe zu bringen. Quintessenz ist der letzte Vers, der in die Synthese führt: "Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Vielmehr richten wir das Gesetz auf." Genau dieser Vers wird dann durch Vertreter der gefährlichen, falsch verstandenen Rechtfertigungslehre ausgelassen. Auslassen ist aber lügen !!!

Ein Beispiel des Chiasmus ist die Zungenrede:
Der Vers "Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand vernimmt es, im Geiste aber redet er Geheimnisse." (1. Korinther 14:2) wird verdreht und aus dem Antithese-These-Kontext gerissen. Daraus ergibt sich das falsche Konstrukt der okkulten Zungenrede, die als Geistsprache angepriesen wird.

Paulus schreibt aber auch oft kryptisch und symbolisch, das nennt sich die paulinische Analogie. Diese Analogie führt in ein tieferes Verständnis eines Geschehens, das aber sinnbildlich zu verstehen ist und nicht als eine Praktik ausgeführt werden soll.

Ein Beispiel der Analogie ist die Taufe:
Der Vers: "Oder wisset ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Jesus Christus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind?" (Römer 6:3) wird in ein okkulte Taufe verwandelt. Da wird das Wasser zum Grab. So etwas ist falsch verstandene Analogie, das ausgenutzt wird. Das ist wie bei der katholischen Transsubtantiationslehre, die das Abendmal für den echten Leib und für das echte Blut Christi verkauft.

Es führt wie Petrus schreibt zum eigenen Verderben. Paulus kann man nur im Kontext lesen, alles andere führt zu Fehlschlüssen. Ich schreibe hier nicht, dass ich Paulus überall verstehe, aber ich weiss, wieso er schwer verständlich ist. Man muss mit Interpretationen vorsichtig sein, denn diese führen zu Einbildungen und okkulten Praktiken.