Mittwoch, 30. Dezember 2015

Verschollenes Urevangelium


Das Urevangelium ist verschollen oder der Teufel hat es in seinem Archiv. Leider, ich hätte gern eins in den Händen. Wir werden es wohl erst im Himmel lesen können.
Unter den vielen Aussagen der Kirchenväter über das von dem Apostel Matthäus verfasste Urevangelium ist die wertvollste und einflussreichste wohl die des Eusebius von Caesarea (ca. 260 bis 340 n. Chr.), in der er seinerseits Papias von Hierapolis (zwischen ca. 100 und 160 n. Chr.) zitiert:

"Matthäus hat die Logien (von Jesus) also in hebräischer Sprache zusammengestellt; es interpretierte sie ein jeder aber so gut er es vermochte."

An anderer Stelle schreibt Eusebius:

"Matthäus, der zunächst unter den Hebräern gepredigt hatte, schrieb, als er auch noch zu anderen Völkern gehen wollte, das von ihm verkündete Evangelium in seiner Muttersprache; denn er suchte denen, von welchen er schied, durch die Schrift das zu ersetzen, was sie durch sein Fortgehen verloren." (Quelle: WIKI)
Das Matthäus-Evangelium hat am meisten zugefügte Interpretationen, das kann jeder selbst feststellen, da muss man kein Theologe sein. Einfach aufmerksam lesen, das neue mit dem alten Testament vergleichen, dann wird ersichtlich, dass die "Erfüllungsverse" Manipulationen sind, ein Akt der damaligen verschrifltlichten Interpretationen für den Messias-Beweis. Das war nicht einmal böse gemeint, sondern das geschah mehrheitlich im Eifer des Glaubens. Im Blogbericht Bibel-Manipulationen habe ich das ausführlich analysiert. 

Viele Zufügungen machen Jesus zum Sohn von Jahweh. Mir ist es überaus wichtig, auf diese Zufügungen hinzuweisen, denn wenn man Jahweh zu Satan macht und Jesus zum Sohn von Jahweh: Was gibt das ???

Genau das machen die Theosophen: "Blavatskys heiliger Satan". All diese Zufügungen verfälschen die Lehre Christi. Für mich ist Jahweh der Gegner von Jesus, deswegen habe ich das in meinen Summary auch so deutlich festgehalten mit "Jahweh kann nicht der gute unsichtbare Vater-Gott von Jesus sein".

Wenn Jahweh der Gegner von Jesus ist, dann kann Jesus nicht der Sohn sein, deswegen können all diese Zufügungen nicht wahrhaftig sein. Das ist das, was ich seit Jahren erkannt habe, und es ist das, was mich definitiv zu Jesus führte, und es ist das, was viele Jahweh-Gegner auch zu Jesus führt.

Der verstorbene evangelische Theologe Markus Barth aus der Schweiz schrieb dazu: "Wir geben zu, dass seit dem 1.Jhd.n.Chr. Christen prophetische Aussprüche aus der hebräischen Bibel (AT) gesucht, gesammelt und wiederholt haben, um den Juden die Messianität Jesu zu beweisen." (Quelle: Markus Barth im Bericht des Weltkirchenrates) 

Die heutigen Bibeltext-Forscher vergleichen kritisch die Manuskripte, durchforschen die Niederschriften der Kirchenväter und kommen alle auf dieselben Feststellungen. Sie alle brechen ein Tabu, denn sie stellen fest, dass die Bibel manipuliert wurde. Das zu äussern, war lange unerlaubt, galt als Lästerung, wurde dementsprechend hart bestraft.
So seltsam es erscheinen mag, Schreiber, die (selbst) nachdachten, waren gefährlicher als jene, die einfach nur das, was ihnen vorlag, getreulich abschreiben wollten. Viele der Abänderungen, die als absichtlich einzustufen sind, wurden ohne Zweifel in gutem Glauben von Kopisten gemacht, die glaubten, sie korrigierten einen Irrtum oder eine sprachliche Verunglückung, die sich früher in den heiligen Text eingeschlichen hatte und die beseitigt werden musste. (Quelle: Bruce Metzger in The Text of the New Testament, Seite 259)

Die Manuskripte des Neuen Testamentes bewahren Spuren von zwei Arten von dogmatischen Änderungen: Jene, die die Ausmerzung oder die Abänderung von dem betreffen, was als von der Lehre her als unannehmbar oder unbequem betrachtet wurde, und jene, die in die Schrift einen "Beweis" für eine bevorzugte theologische Haltung oder Praktik einführen. (Quelle: Bruce Metzger in The Text of the New Testament, Seite 266)
Die ersten Christen haben nicht zwischen Test und Auslegung sauber getrennt, da floss alles zusammen. Das ist ein grosser Mangel, der heute zu Auseinandersetzungen führt, vor allem dann, wenn einige nicht mehr lesen und überprüfen wollen, buchtaben- und text-gläubig sind. Hinzufügugen sind nicht inspiriert, sondern verstandesmässig begrenzt, oft klar als falsch oder gefälscht erkenntlich.

Origines beispielsweise klagte im dritten Jahrhundert über die ihm vorliegenden Abschriften der Evangelien: "Die Unterschiede zwischen den Manuskripten sind gross geworden, entweder durch die Nachlässigkeit einiger Kopisten oder durch die eigensinnige Unverfrorenheit anderer; sie vernachlässigen es entweder zu überprüfen, was sie abgeschrieben haben, oder sie machen im Prozess des Überprüfens Hinzufügungen oder Auslassungen, wie es ihnen gefällt." (Quelle: Peter Horsfield in From Jesus to the Internet)

Hieronymus war im vierten Jahrhundert verzweifelt mit all den Textvorlagen, die nicht übereinstimmten, er fügte zu, änderte ab und "verbesserte". In einem Brief an den Papst Damasus I schrieb Hieronymus:
Du zwingst mich, ein neues Werk aus einem alten zu schaffen, gleichsam als Schiedsrichter zu fungieren über Bibelexemplare, nachdem diese (seit langem) in aller Welt verbreitet sind, und, wo sie voneinander abweichen, zu entscheiden, welche mit dem authentischen griechischen Text übereinstimmen. Es ist ein Unterfangen, das ebenso viel liebevolle Hingabe verlangt, wie es gefährlich und vermessen ist; über die anderen zu urteilen und dabei selbst dem Urteil aller zu unterliegen; in die Sprache eines Greises ändernd einzugreifen und eine bereits altersgraue Welt in die Tage ihrer ersten Kindheit zurückzuversetzen. Wird sich auch nur einer finden, sei er gelehrt oder ungelehrt, der mich nicht, sobald er diesen Band (die Überarbeitung der Evangelien) in die Hand nimmt und feststellt, dass das, was er hier liest, nicht in allem den Geschmack dessen trifft, was er einmal in sich aufgenommen hat, lauthals einen Fälscher und Religionsfrevler schilt, weil ich die Kühnheit besass, einiges in den alten Büchern zuzufügen, abzuändern oder zu verbessern? (Quelle: Sebastian Stranz in Christus wiederentdecken)
Durch die barbarische Kirchengeschichte der Inquisition, die Andersdenkende brutal hinrichtete, gelangen viele gute Menschen nicht zum Glauben. Die neuzeitliche Bibelkritik führt leider auch dazu, dass einige vom Glauben abfallen. Mir hingegen helfen diese kritischen Betrachtungen, die Wahrheit zu erkennen, denn die Wahrheit ist in den Evangelien. Die Gleichnisse und die Äusserungen von Jesus sind in den Evangelien, man muss nur das "Sondergut" entfernen.

Mein Herz schlug immer schon für Jesus, allein der grausame "Gott" vom alten Testament liess mich zweifeln, bis ich beide Testamente aufmerksam miteinander verglich. Erst da ging bei mir entgültig und für ewig das Licht auf. Aber da waren diese Zufügungen, die immer als Widersprüche zu lesen waren. Diese gilt es zu erkennen, so macht die Wahrheit wirklich frei !!!

Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
(Johannes 16:12+13)